In Basel riecht’s komisch – Em Bebbi sy Jazz!

„Der Jazz ist nicht tot, meine Damen und Herren, er riecht nur komisch“, hat einst der grosse Frank Zappa gesagt. Aus Basels Musikleben ist der würzige Geruch glücklicherweise kaum wegzudenken. Unvergessen etwa sind die Gigs von Lionel Hampton, der mit seinem Vibraphon über mehr als 40 Jahre die Massen begeisterte. Legendär auch die Abende im rauchgeschwängerten Atlantis, wo alle Grössen des Jazz in intimer Clubatmosphäre auftraten. Ambitionierten Jazz und spannende Crossover bietet nach wie vor das alljährlich im Januar stattfindende Festival «Offbeat». Und seit der Eröffnung des Jazzcampus in der Kleinbasler Altstadt vor rund vier Jahren steht auch die Zukunft des Jazz auf goldenen Füssen.

Weltweit einzigartig jedoch ist jenes gleichermassen familiäre wie gigantische Jazzfest, das seit 1984 alljährlich am ersten Freitag nach den Schulsommerferien stattfindet: «Em Bebbi sy Jazz» – ein Abend der puren Lebensfreude. Auch an der 35. Ausgabe, die am 17. August über die Bühnen gehen wird, werden während 7 Stunden mehr als 70 Formationen auf 30 Plätzen vor über 70’000 Besucherinnen und Besuchern auftreten und die Basler Alt- und Innenstadt zum Nulltarif in ein Meer der Rhythmen und Klänge verwandeln. Diesmal werden Funk und Soul die prägenden Stilrichtungen sein – wir sind gespannt!

Bebby Jazz
An 32 Spielorten verwandeln 70 Bands, 3 Chöre und 11 Street-Bands Basel in einen grossen Jazzclub.

Einer, der nur ganz selten einmal an diesem sommerlichen Jazz-Volksfest zu hören war, diesem aber stets mit grosser Sympathie begegnete, war George Gruntz, der 2013 verstorbene Doyen der Basler Jazzszene, der als Pianist, Komponist, Arrangeur und Bandleader mit allen Grossen dieser Jazzwelt arbeitete. 2008 – zum 25-Jahre-Jubiläum des Festivals – jammte er mit seinem Trio auf Tino Krattigers Kulturfloss und schickte seine Geburtstagsgrüsse über den Rhein. Sechs Jahre zuvor bereits hatte Gruntz unter dem Titel «Als weisser Neger geboren» im Frankfurter Zweitausendeins-Verlag seine Autobiografie veröffentlicht, die auch heute noch absolut lesenswert ist. Darin schildert er, wie er 18-jährig auf den Jazz kam, als er im Berner Casino «Duke Ellington und sein Negerorchester» sah und hörte. Von da an wollte auch der junge George ein Neger werden…

Zur Hompage: Em Bebby sy Jazz

Literatur:

George Gruntz: „Als weisser Neger geboren“. Ein Leben für den Jazz.  Corvus/Zweitausendeins, Frankfurt a.M. 2002. UBH kk VI 14324

Wer mehr über die Geschichte des Jazz in Basel erfahren möchte, dem empfehlen wir den kurzen, aber sehr lesenswerten Beitrag von: Ruedi Ankli: Jazzsezene in Basel, in: Jazz’n’more. Das Schweizer Jazz & Blues Magazin, 2016, S. 24-25. UBH Mus Zs 687:2016

christoph.ballmer@unibas.ch

 

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