Die diesjährigen Open Access Tage fanden vom 30. September bis 2. Oktober 2019 an der Leibniz Universität Hannover statt. Die Fachstelle Open Access der UB Basel war ebenfalls vor Ort, um sich ein Bild von den neusten Entwicklungen im Bereich Open Access (kurz OA) zu machen. Nachfolgend berichtet die Fachstelle von den drei Keynotes, die exemplarisch für aktuelle Herausforderungen und Trends im Bereich OA stehen.

Subscribe to Open als Königsweg zu universalem OA?
John Willinsky (Stanford University und Public Knowledge Project) lobte in seiner Keynote eingangs die finanzielle Unterstützung der Open Access Tage 2019 durch zahlreiche kommerzielle Verlage. Gleichzeitig mahnte er, dass universaler OA – also die freie Verfügbarkeit von wissenschaftlichen Veröffentlichungen für alle Menschen auf der Welt – noch längst nicht erreicht sei. Als mögliche Lösung bewarb er das Modell Subscribe to Open (kurz S2O), welches im Verlauf der Tagung kontrovers diskutiert wurde. S2O ist ein Pilotprojekt, bei welchem Subskriptionszeitschriften durch ihre institutionellen Abonnenten freigekauft werden. Momentan sind knapp 90 Zeitschriften von Verlagen wie Annual Reviews oder Berghahn Books beteiligt. Willinsky unterstrich zwei Stärken von S2O: Zum einen sei S2O schnell und einfach mit der bestehenden Publikationsinfrastruktur umzusetzen, zum anderen entstünde weder den abonnierenden Institutionen noch den Verlagen ein finanzieller Nachteil.
OA als Risiko für den globalen Süden?
Elena Šimokovič(Universität Wien) setzte sich in ihrer Keynote kritisch mit den Versprechungen von OA auseinander: Grösster Gewinner seien die kommerziellen Verlage, grösster Verlierer sei der globale Süden. Gut verdeutlichen liesse sich dies am Beispiel der Article Processing Charges, also der Gebühren, die Autor*innen für die Publikation in OA- oder Hybridzeitschriften bezahlen müssen. Durch sie würde sich die Bezahlschranke vom Zugriff auf Wissenschaft hin zur Teilnahme an Wissenschaft verschieben. Dies habe zur Folge, dass nur noch gelesen würde, wer es sich leisten könne. Finanzschwächere Wissenschaftler*innen und Institutionen hätten das Nachsehen, argumentierte Šimokovič. Denkbar sei weiter die Verzerrung der Autor*innenschaft durch den (Ver-)kauf von OA-Privilegien und die Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit durch den Zugriff auf institutionelle Publikationsfonds. Wie weiter? Šimokovič forderte eine Rückbesinnung auf die ursprünglichen Ziele von OA zum Nutzen einer breiten Öffentlichkeit. Dies liesse sich nicht immer mit, sondern teilweise nur gegen die Geschäftsmodelle – egal ob neu oder alt – der kommerziellen Verlage erreichen.
Wie kann die Datenlage zu OA-Publikationen verbessert werden?
Mikael Laakso (Hanken School of Economics) diagnostizierte in seiner Keynote eine unbefriedigende Datenlage zu OA-Publikationen. Zwar sei die Situation für herkömmliche Publikationen kaum anders, es ergäben sich aber OA-spezifische Probleme, beispielsweise in Bezug auf das OA-Monitoring der Förderinstitutionen. Ziel müsse es darum sein, die Datenlage zu verbessern. Er identifizierte diesbezüglich drei methodische Herausforderungen, die es zu bewältigen gäbe: Erstens seien die zentralen OA-Datenbanken kostenpflichtig und mit restriktiven Lizenzen versehen, was eine Nach- bzw. Weiternutzung der Daten erschwere. Zweitens würde nur der jeweilige Ist-Zustand abgebildet, was Längsschnittstudien (beispielsweise zur Wirksamkeit von Plan S) verunmögliche. Eine letzte Schwierigkeit sei die Unvollständigkeit der Datenbanken, welche sich zum einen durch Marktzwang und zum anderen durch die Heterogenität des OA-Begriffes einstelle. Als Alternative zu den kommerziellen Anbietern nahm Laakso die Universitätsbibliotheken in die Verantwortung, die sich stärker am Aufbau einer OA-Infrastruktur beteiligen sollen. Positive Beispiele seien Initiativen wie die Open APC Datenbank.
Wer Lust auf mehr OA bekommen hat, kann alle Präsentationen, Workshops und Poster der Open Access Tage 2019 auf Zenodo nachlesen. Wer ratlos ist, findet einsteigerfreundliche Informationen zu OA auf der Plattform open-access.net und kann sich mit konkreten Anliegen an die OA-Fachstelle der UB unter openaccess@unibas.ch wenden.
maximilian.hindermann@unibas.ch