Aus der Basler Bibliographie. „Typisch Basel!“ lautet ein immer wieder gern zitierter Slogan, den Baslerinnen und Basler sowie Auswärtige benutzen, um ein Ereignis hier am Rheinknie zu charakterisieren. Der Ausspruch, ob nun positiv oder negativ gemeint, macht deutlich, dass man in Basel seine Traditionen pflegt, sich über ein Wir-Gefühl definiert. Da wäre die Fasnacht, der Vogel Gryff, „unser“ FC Basel, s’Trämli, die Basler Läggerli, d’Fähri und viele weitere Dinge, Anlässe oder Vereine, die man aufzählen könnte. Pointierter hat es vielleicht nur noch Max Frisch ausgesprochen, mit dem Satz: „In Basel ist alles anders.“
Damit geographische Räume mit ihren bunt zusammengewürfelten Bewohnern Identifikation stiften, sind regionale Gründungsmythen, also die Sagen einer Stadt oder eines Dorfes, existentiell. So auch in Basel, wo man bereits im Kindesalter gerne den Geschichten lauscht, wer die Stadt gegründet hat und woher der Name Basel eigentlich stammt. Und das Angebot ist reichhaltig:
Ein Römischer Offizier mit Namen Basilius soll Basel gegründet haben, so eine Deutung. Im 15. Jahrhundert war eine weitere Meinung, dass die erste Siedlung bereits unter dem sagenhaften römischen König Tullus Hostilius im 7. Jahrhundert v. Chr. existiert habe. Ein anonymer Autor aus dem 16. Jahrhundert geht sogar noch weiter in der Geschichte zurück: Basel sei eine Gründung von Noahs Sohn Japhet und somit die erste Stadt in Europa. Das klingt so phantastisch wie verlockend. Für die gelehrten Humanisten, die sich für antike Texte und Inschriften interessierten, war der Fall spätestens nach dem 1506 erschienenen Buches „Commentariorum Urbanorum octo et triginta lirbi“ klar: Es muss wohl der Römer Munatius Plancus, der Augusta Raurica gegründet hat, gewesen sein. Oder war es doch ein Basilisk?

Es ist der Verdienst des Historikers Stefan Hess, der im 198. GGG-Neujahrsblatt „Die Suche nach dem Stadtgründer“ die Basler Gründungsmythen gekonnt analysiert und kontextualisiert, abgestützt auf reichhaltiges Quellenmaterial. Besonders hervorzuheben ist nicht nur, dass Hess die verschiedenen Thesen der Stadtgründung das erste Mal in einem Werk geschlossen präsentiert, sondern dass er diese zugleich in einen historischen Kontext stellt, also wann welche Vorstellung zur Stadtgründung besondere Bedeutung hatte. Denn eines ist klar: Nicht zu jeder Zeit waren spezifische Theorien beliebt bei der Obrigkeit.
Und wer hat nun Basel gegründet? Die Katze wird hier noch nicht aus dem Sack gelassen! Und überhaupt waren es die Römer, oder doch etwa die Kelten?
Hess, Stefan, Die Suche nach dem Stadtgründer, Basel 2019. Signatur UBH eh 83644. Und natürlich auch in Bälde in der Basiliensia Leseecke!
noah.regenass@unibas.ch