Wie kommen Bücher eigentlich auf Plattformen wie e-rara für alle zugänglich ins Netz? Der Weg vom Buch zum Digitalisat läuft über verschiedene Stationen. In einer losen Blog-Serie sollen diese Stationen anhand der Digitalisierung des Basler Talmuds – einem der Schätze der UB Basel – dargestellt werden. In den ersten Beiträgen ging es um die Frage, was der Talmud ist, und was den Basler Talmud besonders macht. Nun verfolgt die Blog-Serie den Weg des Basler Talmuds auf seinem Weg bis ins Web – von der Bestandserhaltung, über die Digitalisierung bis zur Veröffentlichung.
Digitalisierung: Das Vorgehen bei der Digitalisierung
Nach der Arbeit der Bestandserhaltung, bei der die Talmudbände konservatorisch behandelt und für die Digitalisierung vorbereitet wurden, kommen sie in die Abteilung Digitalisierung des Digitalisierungszentrums (DZ). Diese setzt sich zusammen aus ausgebildeten Fotograf*Innen und Fachpersonal und studentischen Mitarbeitenden. Es stehen verschiedene Geräte für die Digitalisierung zur Verfügung. Für den Talmud kommen die Cobra V-Scan und der Grazer Buchtisch in Frage. Der Grazer Tisch eignet sich speziell für empfindliche Bücher und Handschriften. Er benötigt einen Öffnungswinkel von nur 90° wobei jede Seite einzeln digitalisiert wird. Mit der Cobra können zwei Seiten gleichzeitig digitalisiert werden. Auch sie ist speziell für die Digitalisierung alter und fragiler Druckschriften entwickelt worden. Bücher, die mit der Cobra digitalisiert werden, sollen über einen Öffnungswinkel von 110° verfügen.
Für die Digitalisierung des Talmuds fiel die Wahl des passenden Geräts auf die Cobra. Sie hat viele Möglichkeiten, um die Arbeit bei der Digitalisierung zu optimieren. Der Talmud fällt aufgrund seines Formates etwas aus der Norm. Darum können die technischen Hilfsmittel, welche die Cobra bietet – wie die Glasplatte, die eingesetzt werden kann, um die Oberfläche der Buchseiten auszugleichen – nicht genutzt werden. Ebenso können Arme des «Butterfly-Systems», die dazu da sind, mit wenig Druck die Seiten zu fixieren, nicht eingesetzt werden, dazu sind die Talmud-Bände zu grossformatig. Für diese Digitalisierung muss also auf Handarbeit zurückgegriffen werden und jede Seite einzeln eingestellt und ausgerichtet werden, um das bestmögliche Resultat zu erreichen. Damit die Randnotizen, die teilweise sehr weit in den Buchfalz reichen, gut digitalisiert werden können, werden die Seiten in der richtigen Position mit einem Buchfinger aus Plexiglas fixiert. Dies erfordert viel Fingerspitzengefühl und unter Umständen sind mehrere Scanversuche nötig, um die optimale Position für das bestmögliche Resultat zu finden. Der Einband und der Buchrücken werden auf einem anderen Gerät, der Quartz 300 digitalisiert. Für die Nachvollziehbarkeit der Digitalisierung werden zu Beginn des Vorgangs Referenzaufnahmen mit einem Colorchecker und einem Massstab gemacht. Damit werden standardisierte Farb- und Grössenreferenzen für eine mögliche Weiterverarbeitung der digitalisierten Bände gewährleistet. Unterstützt wird die Bildqualität auch durch die Hinterlegung der Bände mit schwarzem Samt. Dies dient auch dazu, darzustellen, dass die Seite vollständig gescannt wurde.

Besonderheiten bei der Digitalisierung des Basler Talmuds
Neben den äusseren Besonderheiten, wie die Grösse, das Alter und die Dicke der Bände, die bei der Digitalisierung beachtet werden müssen, weist der Basler Talmud auch innere Besonderheiten auf. Die Schreibrichtung des Hebräischen ist von rechts nach links. Dementsprechend sind auch die Talmudbände gedruckt und gebunden. Die Digitalisierungssoftware ist auf die Bearbeitung von Objekten mit einer Schreibrichtung von links nach rechts ausgerichtet. So wird jeweils die linke Seite als erste und die rechte Seite als zweite Seite gespeichert. Bei hebräischen Texten muss diese Anordnung nachträglich umgedreht werden, damit die der Leserichtung entsprechende Bildreihenfolge hergestellt wird. Die Mitarbeiterin, welche die Talmudbände digitalisiert, verfügt über Hebräischkenntnisse und ist mit dieser Schwierigkeit bestens vertraut. Ein wichtiger Bestandteil des Digitalisierungsprozesses ist die Qualitätskontrolle. Diese ist standardisiert und achtet auf Scanfehler, die bei der Digitalisierung nicht aufgefallen und behoben worden sind. Dazu gehören doppelte, oder nicht gescannte Seiten, Schatten oder sonstige Störungen im Bild, ungenügende Bildschärfe oder ein abgeschnittener Satzspiegel. Der Digitalisierungsauftrag geht zwischen der Qualitätskontrolle und den Digitalisierenden hin und her, bis das Resultat den Qualitätsanforderungen entspricht.
Bevor die Digitalisate von der nächsten Station bearbeitet werden, erfolgt zunächst eine automatische Layoutbearbeitung, bei welcher die Zentrierung und der Zuschnitt der Bilder verbessert und standardisiert werden. Im Anschluss wird dies manuell überprüft und gegebenenfalls korrigiert. Erst wenn auch in diesem Schritt die Qualität zufriedenstellend ist, ist die Digitalisierung abgeschlossen. Seit 2015 laufen alle Digitalisierungsprojekte in der UB Basel über die Workflow-Software Goobi. Die Prozesse Vorbereitung, Scannen, Qualitätskontrolle, Nachbearbeiten und Archivieren eines Digitalisierungsauftrages werden alle in Goobi abgewickelt und dokumentiert.