Es gibt viele Daten, die sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt haben und für immer mit einem Ereignis verbunden sein werden. «Aber eine Systemumstellung kann man doch nicht im Geringsten mit wichtigen geschichtlichen Ereignissen vergleichen?« sagen Sie sich jetzt vielleicht empört. «Natürlich nicht.» Nach aussen hin ist es eine kleine Welt, in der sich die Bibliothekar*innen der UB seit zwei Jahren bewegen. Aber innerhalb der UB ist die Beschäftigung mit der Systemumstellung omnipräsent und benötigt unglaublich viel unserer Arbeitszeit.
Dieses Datum – der 7. Dezember 2020 – hat uns das ganze Jahr begleitet und je näher es rückt, desto mehr steigt die Nervosität, ob alles klappt? Haben wir an alles gedacht? Stimmen unsere Konfigurationen? Wie werden unsere Benutzer*innen reagieren?
Unzählige Stunden an Importen von Daten, Konfigurationen und Testereien haben uns auf den 7. Dezember 2020 vorbereitet.

Was wir beim Testen auch festgestellt haben? Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Es finden sich Test-Benutzungskonten mit Namen aus allen Bereichen. Besonders beliebt sind Film- oder Romanfiguren, es scheint viele kulturaffine Bibliothekar*innen zu geben. Die Namen in den Benutzungskonten gehen von klassischen Filmfiguren wie Deborah Kerrs und Cary Grants Charakter aus An Affair to Remember bishin zu Harry Potter und seinem Gegenspieler Lord Voldemort, der sich zwar Tom Riddle nennt, aber an seiner E-Mail-Adresse zu erkennen ist (Slytherin scheint sogar einen eigenen Webserver zu haben).
Interessant ist auch zu sehen mit welchen Buchtiteln getestet wird, beliebt sind: Fussball, Weltkriege, Coco Chanel, Fellini und auf keinen Fall fehlen darf das Lieblingsbeispiel Max Frisch. Aber auch altwehrwürdige Namen wie Burckhardt, Heynlin und Bernoulli werden gerne zum Testen genommen. So lernen wir Bibliothekar*innen unsere Bestände noch besser kennen. Wussten Sie zum Beispiel, dass die Suche nach Apfel circa 1000 mehr Ergebnisse ergibt als mit Birne? Wie ein Sprichwort schon sagt, lassen die sich halt nicht vergleichen. Ballett und Fussball hingegen ergeben ähnlich viele Beispiele, um die 7000, kombiniert hingegen nur 12. Die einzige Gemeinsamkeit scheint bei den beiden die Sportverletzung zu sein.
Haben Sie sich schon mal selbst gegoogelt? Ja sicher, wer nicht. Wir Bibliothekar*innen machen das auch gerne in unserem Bibliothekssystem zum Testen. So erfahren wir, dass viel mehr Personen mit unserem eigenen Nachnamen Bücher geschrieben haben, als gedacht.
In unserem Bibliothekskatalog findet sich fast alles, jedes Wort kann eingegeben werden, es gibt nichts worüber kein Buch oder Artikel geschrieben wurde und mit Sicherheit finden wir es in irgendeiner Schweizer Bibliothek. Und mit dem neuen Katalog swisscovery werden Sie ab 7. Dezember noch viel mehr Resultate erhalten, da die Bestände von ganzen 450 Bibliotheken abgefragt werden können.
Im ganzen Bibliotheksnetzwerk Basel haben sich in den letzten Wochen und Monaten unzählige Bibliothekar*innen schulen lassen, in den Online-Workshops kamen Personen aus den unterschiedlichsten Bibliotheken zusammen und sind dabei auch etwas näher zusammengerückt.
Wir sind Bibliothekar*innen aber auch passionierte Rechercheur*innen, IT-affine Systembibliothekar*innen, Unterstützer*innen, Ausleiher*innen, Magaziner*innen, Fachreferent*innen, E-Media-Spezialist*innen und vieles mehr. Wir alle haben für den Bibliothekssytemwechsel viel Arbeit investiert und auch einige Überstunden generiert. Wir wissen nun viel, aber noch nicht alles. Haben Sie Nachsicht mit uns, wenn auch wir ab dem 7. Dezember 2020 noch einiges über das neue System lernen müssen. Wir sind trotz Zweifeln und manchmaliger Verzweiflung unterdessen zuversichtlich, dass uns der 7. Dezember 2020 in positiver Erinnerung bleiben wird, weil dann hoffentlich das Allermeiste richtig funktionieren wird.
simone.gloor@unibas.ch