Handarbeit in der Sammlung
Tageszeitungen und Regionalzeitungen liegen ausgebreitet auf dem Tisch, mit Farbstiften sind einige Artikel markiert und die Schere liegt bereit. Von Hand wird jeder markierte Artikel ausgeschnitten und fein säuberlich auf ein Blatt geklebt. Über Nacht trocknet der Leim und am Folgetag legt der Lektor die gesammelten Artikel ins Dossier ab. Es sind die 1920er-Jahren am Wirtschaftsarchiv und die Praxis mit Schere, Leim und Papier sollte sich noch lange halten. Finden anfänglich noch mehrere Zeitungsausschnitte auf einem Blatt Platz, so geht man bald über zu einer überschaubareren Praxis; -fortan wird nur noch ein Ausschnitt pro Seite aufgeklebt.

Aus welchen Zeitungen die Ausschnitte gewählt wurden, lässt sich aus heutiger Sicht nicht en Detail rekonstruieren. Nach welchen Regeln die Dossiers erstellt wurden hingegen schon. Denn bereits in den Anfängen der Zeitungsausschnittsammlung des SWA greift eine Unterteilung in Personen, Firmen und Organisationen sowie Sachthemen. Noch heute gilt diese Dreiteilung, wobei die Beschlagwortung einem Wandel unterliegt. Neue Begriffe wie beispielsweise „Share Economy“ oder „Coronavirus“ erscheinen als Spiegel der Gesellschaft. Die vom SWA verwendeten Schlagwörter müssen daher erweitert werden. Sie werden zudem nach und nach dem Standard Thesaurus Wirtschaft angeglichen. Durch die Verlinkung mit dieser weitgenutzten Datenbank sind vergleichende Recherchen möglich. Ein solches Arbeiten setzt natürlich ein online Rechercheportal voraus. Ein grosser Teil der Zeitungsausschnittsammlung des SWA ist seit 2020 für die Forschung online. Das Auffinden der Zeitungsausschnitte ist damit gegeben.
Übergang zum Elektronischen
Ein bedeutender Wandel geschieht im Jahr 2013, denn die zunehmende Digitalisierung macht auch vor den Türen des SWA nicht Halt. Anstatt Kartonschachteln zu füllen, finden sich die Zeitungsausschnitte in digitalisierter Form auf einem Server. Die Lektorinnen wählen jedoch noch genauso wie ihre Vorgänger, indem sie in print-Ausgaben der Zeitungen mit Farbstiften die relevanten Artikel kennzeichnet. Ausgewähltes wird anschliessend eingescannt und am Computer ausgeschnitten. Dieser Prozess –das Clipping – wird von einem Team übernommen.
Papierlos ab 2021
Der tägliche Stapel Zeitungen im Büro gehört seit diesem Jahr der Vergangenheit an. Die Lektorin durchsucht die Zeitungen nach relevanten Artikeln auf einer Mediendatenbank, welche die gesamte Schweizer Zeitungslandschaft abbildet. Nach der Durchsicht der Zeitungen wählt die Lektorin direkt am Bildschirm Zeitungsauschnitte aus. Diese stehen dem Clipping-Team digital zum Download zur Verfügung und können mit Metadaten versehen werden. Einscannen oder Zuschneiden sind deshalb Arbeiten, die nun wegfallen. Wer jedoch denkt, dass der papierlose Prozess weniger Arbeit in Anspruch nimmt, täuscht sich. Denn ein neues Feld eröffnet sich durch die digitalen Daten. Sie sind umso wertvoller und nützlicher, je besser sie mit anderen Daten verknüpft sind. Dazu gehört die Anbindung an die Gemeinsame Normdatei (GND) oder ein Angleichen der vom SWA verwendeten Beschlagwortung an den Standard Thesaurus Wirtschaft (STW). Ausserdem gibt es weitere Bestrebungen die Daten besser untereinander und mit weiteren Datenbanken zu verknüpfen. Die Lektorin hat also Schere, Leim und Papier gegen den Bildschirm eingetauscht und webt nun am digitalen Netz der Daten.
Weitere Informationen zur Sammlung: https://ub.unibas.ch/de/historische-bestaende/wirtschaftsdokumentation/rechercheportal-zeitungsausschnitte-informationen/
Unterstützen auch Sie die Zeitungsauschnittsammlung des SWA, die gesammelten Mittel werden für die Retrodigitalisierung eingesetzt: https://wirtschaftsarchiv.ub.unibas.ch/de/unterstuetzung/
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