
Heute, am 14. September 2021, jährt sich der Todestag des grossen italienischen Dichters Dante Alighieri zum 700. Mal. Alleine dies ist Anlass genug, um einige Zeilen über den Verbannten, den Weltenreiser, den Politiker und Literaten Dante zu verlieren. Doch es gibt einen weiteren Grund: Pünktlich zum Todestag erscheint eine neue Übersetzung von Dantes Hauptwerk „Die göttliche Komödie“ (auch schlicht Commedia genannt) aus Basler Feder in einem Basler Verlag. Doch zuerst wollen wir hier in aller Kürze der Frage nachgehen, was an diesem Werk, das vor über 700 Jahren entstand, noch immer fasziniert:
Da wäre einmal die Popularität der Commedia, die seit ihrer Entstehung eigentlich nie einen grösseren Unterbruch erfahren hat und Generationen von Künstler*Innen, Dichter*Innen, Schauspieler*Innen und viele mehr in ihrer Arbeit beeinflusste. Die Rede ist nicht nur von Goethe, Boccaccio oder Blake. Die Anziehungskraft der Commedia blieb und ist auch im 20. und 21. Jahrhundert ungebrochen: So beschäftigte sich der Surrealist Salvador Dali mit der Commedia, Computerspiele basieren (mit dem verheissungsvollen Titel „Dante’s Inferno“) auf ihren Gesängen, Dan Brown machte die Commedia zum Thema seines Thrillers „Inferno“ , Simon Beckett war massgeblich von den Versen geprägt und der italienische Schauspieler Roberto Benigni ging mit der Commedia als Theaterprogramm auf Tournee. Besonders eindrücklich ist der Einfluss der Commedia auf den Schriftsteller Primo Levi, der gemäss eigener Aussage nur dank dieser das Vernichtungslager im 2. Weltkrieg überlebte.
Aber nicht nur Schöngeister sind von der Commedia angezogen, das Werk birgt auch politischen Sprengstoff. So diesen März geschehen, als in einem Artikel der Frankfurter Rundschau ganz bewusst diverse Lesearten der Commedia marginalisiert und als falsch in die Schranken verwiesen wurden. Dies rief niemand Geringeres als den italienischen Kulturministers Dario Franceschini auf den Plan, der sich über den Artikel in aller Öffentlichkeit echauffierte und sich darüber auf höchstem politischen Parkett in Deutschland beschwerte. Dante als Ursache einer Staatskrise – welcher Dichter schafft dies 700 Jahre nach seinem Ableben?
Sicherlich bilden die 700 Jahre zwischen Dante und dem heutigen Leser eine beträchtliche Barriere. Auch das Thema der Commedia scheint heute gar anachronistisch: Eine Jenseitsreise durch die Hölle und das Fegefeuer hoch ins Paradies zu seiner grossen Liebe. Doch solche Rahmenbedingungen sollten nicht abschrecken! Denn wer sich mit Dante auf diese Reise begibt und sich auf die Commedia einlässt, der wird darin mit all seinen Sinnen angesprochen und zugleich mit den tiefsten Abgründen der Menschheit konfrontiert. Nichts wird ausgelassen. So kann sich jeder mit Dante in der Commedia zuweilen identifizieren, sich in den Szenen wiedererkennen. Darin liegt diese zeitlose Kraft des Textes. Oder wie Jose Luis Borges abschliessend meinte: «Ohne Dante sind wir alle nichts!»
Und was wäre wohl ein besserer Anlass die Commedia in die Hand zu nehmen als der 700. Todestag des Autors? Die hiesige Abteilung für Handschriften und Alte Drucke besitzt diverse Ausgaben der Commedia, einige davon sind über 500 Jahre alt. Darunter ein Druck von 1493, herausgegeben vom Franziskanermönch Piero da Figino, gedruckt in Venedig. Ebenso erwähnenswert ist die Dante-Ausgabe von Alessandro Vellutello, der sich insbesondere als Humanist und Herausgeber von Petrarcas Schriften einen Namen machte. Auch eine neue Übersetzung des Baslers Bernhard Christ, herausgegeben im Schwabeverlag, erscheint pünktlich zum Todestag und ist bald im Freihandmagazin ausleihbar.
Neben den verschiedensten Übersetzungen findet man in der UB natürlich auch die wichtigsten Werke über den Dichter und über die Commedia. Hier drei aktuelle Bücher zu Dante (in Deutscher Sprache):
Karlheinz Stierle, Dante Alighieri. Dichter im Exil, Dichter der Welt. München 20214.
Stierle, Karlheinz, Das grosse Meer des Sinns. München 2007.
Viel Spass beim Lesen, Ihrem Besuch in der Hölle, im Fegefeuer und im Paradies! Sie werden es nicht bereuen.