
Dank einer privaten Schenkung konnte die UB eine Lücke in ihrem Nachschlagebestand schliessen: Mit insgesamt 86 Bänden hat das «Ėnciklopedičeskij slovarʹ» («Enzyklopädisches Wörterbuch») von Brockhaus und Efron im Lesesaal der UB Hauptbibliothek Einzug gehalten.
Das als «Brockhaus-Efron» bekannte Werk, erschienen 1890-1907 in St. Petersburg und konzipiert als Pendant zu berühmten Konversationslexika wie «Brockhaus» oder «Encyclopedia Britannica», hat dort seinen Platz neben der «Bolʹšaja sovetskaja ėnciklopedija» («Die grosse Sowjetenzyklopädie») gefunden.
1889 schloss Ilja Abramovič Efron, der Besitzer einer Druckerei in St. Petersburg, einen Vertrag mit dem Verlagshaus F. A. Brockhaus in Leipzig, um das „Brockhaus’ Konversations-Lexikon» ins Russische zu übersetzen. Ursprünglich wollte man sich auf die Übersetzung dieser Ausgabe beschränken, allerdings mit einer ausführlicheren Darstellung der Russland betreffenden Fragen. Die ersten acht Bände waren fast wortgetreue Übersetzungen aus dem Deutschen mit leichten Anpassungen für ein russisches Publikum. Ab dem neunten Band gab es nach einem Wechsel in der Redaktion auch eine Änderung des Konzepts: Das übersetzte Material trat in den Hintergrund zugunsten von Originalartikeln, verfasst von namhaften russischen Wissenschaftlern und Akademiemitgliedern der damaligen Zeit, darunter der Chemiker Dmitrij Mendeleev, der Philosoph Vladimir Solovev, der Historiker Semen Vengerov, der Botaniker Andrej Beketov und viele andere.

So wuchs der Brockhaus-Efron von den ursprünglich geplanten ca. 16 Bänden auf stattliche 82 Bände und 4 Ergänzungsbände – und wurde zur bedeutendsten vorrevolutionären Enzyklopädie in Russland. Sie behielt ihren Wert auch in sowjetischer Zeit (und darüber hinaus), weil ihre sowjetischen Nachfolgerinnen nie dieselbe unideologische Breite und Ausführlichkeit erreichten. Basel findet übrigens im Brockhaus-Efron ebenfalls gebührende Erwähnung: Auf gut acht Spalten informiert die Enzyklopädie unter anderem über «die Fabrikation von Honiglebkuchen (Baseler <sic> Leckerli)», über «ein Museum …, das eine reiche Bibliothek mit 100 000 Bänden und 4000 Handschriften beherbergt» (*) – und über «die von Papst Pius II. begründete Universität mit 70 Professoren und 250 Studenten».
(*) Die UB war zu der Zeit im Museum an der Augustinergasse (dem heutigen Naturhistorischen Museum) untergebracht und befindet sich erst seit 1896 hier an der Bernoullistrasse als «eigenständige» Bibliothek.