von Nathalie Baumann
Hatten Sie als Kind einen Setzkasten? Aus unerfindlichen Gründen hatte ich keinen, aber Dinge gesammelt habe ich natürlich auch. Die ausgefallenen Milchzähne selbstverständlich, besonders schöne Glasmurmeln und Briefmarken. Um letztere fachgerecht aufzubewahren, bekam ich ein exklusives Album geschenkt. Dieses blieb jedoch bis auf die ersten paar Seiten leer: Entweder litt ich als Kind schon an Fehlsichtigkeit, und die winzigen Sammlungsstücke verschwammen vor meinen Augen, oder – und das ist wahrscheinlicher – meine nicht sehr strapazierbare Geduld setzte dem Hobby ein jähes Ende. Und dann waren da noch die Bergwanderungen, auf denen mein Bruder und ich unzählige schimmernde Schiefersteine entdeckten und in Vaters Rucksack packten, damit er die Beute ins Tal hinuntertrug. Die Last, die er zu stemmen hatte, wurde mit jeder Stunde schwerer. Doch das war die Rache dafür, dass er uns sonntags jeweils besonders früh weckte, um wandernd die Berge der Schweiz zu erklimmen. (Entschuldige, Papa!)
Wir alle kennen solche Geschichten. Menschen sammeln seit jeher Dinge. Auch Museen, Bibliotheken und Archive sammeln Dinge. Zum einen haben Sie einen Auftrag, gewisse Objekte oder Dokumente zu sammeln, zum anderen werden ihnen Nachlässe oder Schenkungen angeboten. Und so findet man in ihren Sammlungen nicht selten etwas, was man dort nicht unbedingt vermuten würde, zum Beispiel einen Fussballpokal im Schweizerischen Wirtschaftsarchiv. Wie es dazu kam, können Sie in unserer Ausstellung Lieblingsstücke lesen, die noch bis zum 22. Juni im UB-Ausstellungsraum zu sehen ist und anhand von Exponaten, welche die UB-Mitarbeiter*innen ausgewählt haben, Einblick gibt in die breitgefächerten Sammlungen der UB Basel gibt.
Mit dem Sammeln – sei es nun das private oder institutionelle – sind zahlreiche spannende Fragen verknüpft. Warum sammeln Menschen? Was treibt sie an? Nach welchen Kriterien entstehen Sammlungen in Museen und Bibliotheken? Wie geht man damit um, dass sich diese Kriterien im Laufe der Zeit ändern? Wie sammelt man angesichts der Tatsache, dass der Raum begrenzt ist? Wie findet man in ihren umfangreichen Beständen das, was man sucht? Und schliesslich: Wie wirkt sich die Digitalisierung auf das Sammeln von Objekten aus? Diese und andere Fragen diskutieren wir am 22. Juni, um 18 Uhr, an der UB anlässlich der Ausstellungsfinissage.
Am Podiumsgespräch nehmen teil:
Dr. Lorenz Heiligensetzer (UB Basel), Prof. Dr. Markus Krajewski (Universität Basel), Dr. Gudrun Piller (Historisches Museum Basel) und Markus Ritter (Dozent und Privatsammler, Basel). Moderation: Nathalie Baumann (UB Basel)
Herzlich willkommen!