Teil 1 der Blogreihe zur kommenden Ausstellung «Ein Pantheon auf Papier. Die universale Autographensammlung Karl Geigy-Hagenbach (1866-1949)».
Als die Schreibmaschine vor rund 100 Jahren fester Bestandteil der Büromöblierung wurde, bildete dies die erste Zäsur für die Handschrift. Geschäftskorrespondenz wurde neu auf eleganten Maschinen von Olympia, Underwood, Hermes oder Olivetti (und wie sie alle hiessen) getippt. Die zweite Zäsur für alles Handgeschriebene markierte der Einzug des PC in die Arbeitswelt und ins traute Heim sowie die Etablierung des Internets um das Jahr 2000. Selbst persönliche Briefe und wenige Zeilen werden heute vorwiegend digital produziert und verschickt – per Mail, als SMS oder über Social Media Plattformen. Und jetzt Hand aufs Herz: Wann haben Sie die das letzte Mal eine längere Notiz, einen Brief oder eine Postkarte von Hand geschrieben?

Dabei geht von jedem handgeschriebenen Schriftstück, oder in der Fachsprache eben von Autographen, eine ganz bestimmte Faszination aus. Die Handschrift gibt nicht nur einen nahezu intimen Teil der Persönlichkeit preis, sondern schafft gleichzeitig eine unvergleichliche räumliche sowie zeitliche Nähe zwischen Verfasser*In und Leser*In. Betrachtet man ein originales Autograph von Mozart, Queen Elisabeth I. oder Leonardo Da Vinci, dann ist die Vorstellung, dass diese Persönlichkeit über diesem Blatt gesessen hat, es in den Händen hielt und den Stift darauf ansetzte, geradezu magisch. Scheinbar genügt die Handschrift, um die Zeit zwischen uns und dem Autor zu überbrücken. Somit ist es auch nicht weiter erstaunlich, dass trotz Selfiewahn noch immer Autogrammstunden von Persönlichkeiten aus diversen Sparten und Metiers abgehalten werden.
Die Faszination für handgeschriebene Schriftstücke ist kein neues Phänomen. Bereits im Altertum wurden Autographen von wichtigen Persönlichkeiten archiviert und gekauft. So soll König Ptolemäus II (246-221 v. Chr.) Autographen grosser Griechischen Autoren wie Aischylos, Sophokles und Euripides gesammelt haben. Der römische Konsul Mucianus soll eine ansehnliche Autographenkollektion des Politikers und Schriftstellers Cicero besessen haben. Einen besonderen Aufschwung erhielten Autographen bei den Humanisten und Reformatoren. Das Sammeln von Autographen zieht sich wie ein Roter Faden durch alle Epochen und Zeiten, wenngleich es vor 1800 noch keine zielgerichtete, institutionalisierte Autographensammlungen und Sammler*Innen gab. In Basel war es der Industrielle Karl Geigy-Hagenbach (1866-1949), der sich bereits in jungen Jahren für Autographen interessierte und eine der bedeutendsten privaten Autographensammlungen anlegte. Wer Karl Geigy-Hagenbach war, und welche Preziosen in seiner Sammlung zu finden sind, ist Thema des nächsten Blogartikels.
Die Ausstellung Ein Pantheon auf Papier. Die universale Autographensammlung Karl Geigy-Hagenbach (1866-1949) wird am 23. März an der UB Basel eröffnet.